Filmpodium «Der automobile Mensch»

Samstag, 9. November 2024
10.00 – 12.30 Uhr, Kino Kiwi Schaffhausen

Der automobile Mensch – Irrwege einer Gesellschaft und mögliche Auswege

Regie: Reinhard Seiß, Wien 2024

Der aktuelle Film des Stadtplaners Reinhard Seiß ist ein aufrüttelndes Plädoyer für eine grundlegende Verkehrswende als Voraussetzung für einen ernsthaften Klimaschutz, aber genauso für die dringend nötige Schonung des Bodens und anderer Ressourcen. Der Sektor „Bauen und Mobilität“ ist der mit Abstand größte Treiber des Klimawandels – und des darüberhinausgehenden Raubbaus an unserem Planeten. Wo was wie gebaut wird, welche Mobilität dadurch nötig wird und wie wir diese bestreiten, ist also eine zentrale Zukunftsfrage. Gleichzeitig herrscht gerade beim Verkehr große politische Scheu vor grundlegenden Veränderungen. Und nirgends sind die Verharrungskräfte der Wirtschaft so stark wie hier, um an den eingefahrenen Strukturen festzuhalten.

Dabei gibt es allein im deutschen Sprachraum genügend Beispiele, die zeigen, dass es auch mit sehr viel weniger Autos geht – ja sogar deutlich besser geht: nicht nur im städtischen, auch im suburbanen und ländlichen Raum, sowohl im Personen- wie auch im Güterverkehr. Doch scheint die Bequemlichkeit der uneingeschränkten Automobilität auf Kosten der geistigen Mobilität zu gehen: Viele können oder wollen sich Alternativen zum massenhaften Kfz-Verkehr nicht einmal vorstellen. Attraktiver wirken da die Verheißungen von Zukunftstechnologien, die uns unseren „way of life“ beziehungsweise „way of drive“ fortsetzen lassen.

Neben einerseits überzeugenden Best Practices aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, aus Südtirol, Liechtenstein und Luxemburg beleuchtet der Film andererseits auch die Interessen und Motive hinter dem „System Auto“: Entscheidungsträger und Profiteure aus Politik und Wirtschaft, rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen unserer Mobilität – und nicht zuletzt Städtebau und Siedlungsentwicklung als gleichzeitige Ursache und Wirkung des Verkehrs. Besonders drastisch sind die teils erschütternden, teils absurden Beispiele politischer und unternehmerischer Realitätsverweigerung und Schönfärberei, die oft nur mehr zum Kopfschütteln oder aber zum Lachen sind. Zu beidem geben die pointierten Kommentare im Film genügend Anlass.

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass im Verkehr nichts so sein müsste, wie es ist – und ein Ausweg aus der „Mobilitätsfalle“, in die wir bis heute tappen, sofort und mit überschaubarem Aufwand möglich wäre, ohne unzumutbare Einschränkungen. Aber freilich auch, dass Bürgerinnen und Bürger diese Wende hin zu einer zukunftstauglichen Mobilität wohl selbst einläuten müssen.

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