„Architekten braucht es nicht!“

ARCHITEKTEN BRAUCHT ES NICHT!
NICHT, ES BRAUCHT ARCHITEKTEN?
ES BRAUCHT NICHT ARCHITEKTEN!
BRAUCHT ES NICHT ARCHITEKTEN?
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Arbeit, die Architektinnen und Architekten täglich leisten – genauer, solche, die bewusst und überzeugt mehr leisten, als für Kunden nur freigebliebene Flächen zu überbauen – wird verstärkt offen hinterfragt. Die überzeugt verbreitete Haltung, dass man als Bauherr auch bewusst ohne Architekt bauen kann, wird in einigen Kreisen erstaunlich salonfähig. Der Architekt als Vertreter und Berater des Bauherrn, der mit hohem Fachwissen die Interessen des Bestellers mit dem Verständnis seines Berufs und dem örtlichen Kontext räumlich vernetzt, wird aktuell bei Bauvorhaben immer öfters eingespart oder bewusst ausgeklammert.
An seine Stelle treten Beraterfirmen, die dem Bauherrn ein vermeintlich klar formuliertes Gesamtpacket offerieren, ihn bequem von seiner zwingend notwendigen Denkarbeit entlasten und noch vieles mehr dazu managen.
Die klassische Architektur-Leistung als Kernkompetenz für Qualität, verknüpft mit der Verpflichtung zur Baukultur, verkommt zur beliebigen Geschmacksache und wird im pragmatischen Prozess als überflüssiger Aufwand deklariert und auch so vermittelt.
Wenn sich nun diese Tendenz immer häufiger auch in Ausschreibungen der öffentlichen Hand für grosse anstehende Veränderungsprozesse durchsetzt, resultiert ein nicht offenes, wettbewerbsähnliches und vorgeschaltetes Bewerbungsverfahren, welches der Auslober – meistens in akuter Zeit- und Finanznot – politisch naheliegend begründet. Die Folgen sind herunterpolitisierte Planungs- und Baubudgets, die nur auf dem Papier kurzfristige Einsparungen bringen. Dem Nutzer wird bei der Inbetriebnahme seines Gebäudes die «Architektonische Qualität» – das was als Mehrwert fehlt – erst wirklich verständlich, wenn er sie an jeder Ecke schmerzlich vermisst.
Seit längerem monieren wir vom SCHARF diesen Wertezerfall in der Prozesskultur öffentlicher Ausschreibungen. Der offene Architekturwettbewerb als überzeugende Methode mit Mehrwert hinsichtlich einer transparenten Prozessabwicklung und gleichzeitig auch als eine wichtige Vermittlungsaufgabe der öffentlichen Hand, muss dringend wieder selbstverständlich werden.
Kürzlich wurde ich in dieser Thematik auf einen Artikel aufmerksam, in dem Architekt DI Heinz Plöderl in der Steiermark dieses Unbehagen bereits im Juli 2017 in einem eindrücklich klaren und scharfen Appell für offene Architekturwettbewerbe formuliert hat. Ich empfehle Ihnen diesen Artikel in meinem Editorial als Intermezzo bevor ich schliesse.
ganzer Artikel: http://www.gat.st/news/offene-architekturwettbewerbe
OFFENE ARCHITEKTURWETTBEWERBE – eine Chance für unsere ZUKUNFT ?
Solche streng pragmatische Verfahren werden sich zukünftig auch in unserer Region mit grösserer Distanz zu Zürich mehren. Eine bisher auch bei uns selbstverständliche, architektonische Kompetenz wird in den verwirtschaftlichten Prozessen der Besteller wegrationalisiert.
Fazit:
Kompetente Architekten sind in solchen Aufgaben zunehmend eine ungefragte, artfremde, unerwünschte und längerfristig randständige Berufsgattung.
Ausser sie wechseln das Lager, mischen sich darunter und viel stärker auch wieder ein.
Prozessabläufe hinsichtlich städtebaulicher und architektonischer Qualität brauchen in allen Entscheidungsebenen kompetente Kümmerer, die nie müde werden, ihr Fachverständnis – besonders in solch vakuumierten Planungsprozessen – wieder zu implementieren. Ein kompetentes Teilnehmerfeld für einen Projektwettbewerb generiert man mit einem weitsichtigen Wettbewerbsprogramm, einer klaren Vorstellung zu dem, was man als Besteller will und einer kompetent aufgestellten Fachjury. Dass solche Konkurenzverfahren, überdurchschnittliche Resultate generieren, die vergleichbar sind und aus denen das Überzeugendste einzigartig direkt vermittelt und kommuniziert werden kann, ist schon lange bekannt.
Sowohl die öffentliche Hand als auch die Architekturforen rücken zukünftig – mit offenen Wettbewerbsverfahren ganz besonders – verstärkt auch in die Rolle der Baukulturvermittlung, die aber nur in einer wahrhaftigen und transparenten Zusammenarbeit tätiger Politiker und Architekten mit Berufsethos wirksam wird.
Solche Prozesse braucht Schaffhausen wieder vermehrt, weil Architektur anschaulich vermittelt eben mehr ist als nur Bauen.
Für den Vorstand: Christian Wäckerlin, Präsident SCHARF
Link zur SCHARF-Veranstaltung im Jahr 2010: Baukultur?

Aktuell zur Situation in der Schweiz, siehe Artikel im Tec21 vom 25.1.19: «Mittelmässige Preisgerichte wählen mittelmässige Siegerprojekte»
und vom 27.1.19: «Vorteile der Architekturwettbewerbe im offenen Verfahren»